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  Musiktheater

 
Von Euphorie und Sehnsucht
Kammeroper "Wegfliegen.Weit" von Veit Erdmann und Winni Victor
 

"REUTLINGEN (toz). Eine ausgedehnte, von der Sopranistin Stephanie Haas ergreifend gesungene Arie ohne Text gehörte zu den anrührendsten Momenten in der am Mittwoch im Foyer U3 uraufgeführten Kammeroper von Veit Erdmann (Musik) und Winni Victor (Libretto und Regie). Von psychotischen Schüben wurde die Malerin und Dichterin Unica Zürn (1916-1970) heimgesucht. Die damit einhergehenden Veränderungen von Raum- und Zeitwahrnehmung inspirierten sowohl ihre künstlerische Arbeit, zugleich aber litt sie darunter, weil sie oft genug aus eigener Kraft nicht zurückkehren konnte in "Geborgenheit, soziale Sicherheit" (so der "Arzt" in der Oper) der Alltagswelt.
 Für die thematischen sonderbaren Raum-Wahrnehmungen hatte Werner Brenner ein ideales, perspektivenreiches Bühnenbild gebaut. Beeindruckend gelang die Darstellung extremer Raum- und Körpergefühle. Entgrenzt: Ein Mal schien die Unica zu schweben, die Raumgrenzen zum Flugzeug aufheben zu können. Und eingeschlossen: Eine Stimme gebietet ihr, sich ins Innere eines aus Gusseisen-Streben geformten Kleiderständers zu begeben. Ein- und Austritt aus diesem Käfig spielte Haas stumm, gleichwohl mit bezwingender Intensität. Rund 150 Hörer/innen applaudierten der hörenswerten Reutlinger Produktion kräftig und anhaltend, extra stark für die sensationelle Stephanie Haas."  
Schwäbisches Tagblatt


Stille Engel
Musiktheater-Performance im Dick-Areal für Sängerin, Live-Elektronik, Piano, Sport-Taucherin, Bergsteiger und Trommelgruppe
Gesang: Stephanie Haas, Percussion: Christoph Haas & Banda Maracatú, Klavier: Gunilde Cramer, Licht: Caleidoscope, Ton: Axel Kühlem, Konzeption & Regie: Christoph Haas

Naturverbundenheit und Technikbegeisterung, Innerlichkeit und Industrialisierung, Sehnsucht nach Nähe und Heimatlosigkeit, Mittelalter-Verklärung und Fortschrittsgläubigkeit. Widersprüchliche Haltungen der Romantik bilden den Anstoß zu "Stille Engel" und markieren die zentralen Themen der Musiktheater-Performance.

Pressestimmen:

Schwarze Himmelsboten in blutrotem Licht

     "Stille Engel können auch schrill sein. Vor allem, wenn Stephanie Haas in blutrotes Licht getaucht mit blitzenden Augen in einer Kakophonie der Silben die sieben Plagen heraufbeschwört. Doch verschmilzt die Sängerin auch buchstäblich mit den romantischen Liedern eines Franz Schubert und stirbt unter Walgesängen vor dem Wasserturm den Liebestod der Isolde. Eine großartige Musiktheater-Performance begeistert das Publikum auf der Piazza im Dick. Aufpeitschende Trommeln, dem Stampfen einer Maschine gleich, nähern sich aus dem Nirgendwo. Verträumt spielt der weiße Engel unter Wassergeplätscher mit der goldenen Kugel am Brunnen. Zart und sehnsuchtsvoll setzt Stephanie Haas, einfühlsam begleitet von Gunilde Cramer am Klavier, zu dem Lied "An der Quelle" von Franz Schubert an. Technikbegeisterung sowie Innerlichkeit und Naturverbundenheit spiegeln die Widersprüchlichkeit der Romantik wider. "Stille Engel", so der Titel der Performance, wurde daher auch extra für das Stadtjubiläum "777 - 1802 - 2002", ausgerichtet vom Esslinger Kulturreferat, von Stephanie und Christop Haas maßgeschneidert. Welcher Ort wäre wohl besser geeignet als das Areal des Industriedenkmals Dick? "In des Gesanges Meer tauchen wir ein." Das Wasser im Tauchturm reflektiert das blaue Licht und die Stimme schwebt klagend untermalt von bedrohlichem Rauschen empor. "Da halten die Engelein die Augen zu ", Haas schwankt bei dem Lied "Der Müller und der Bach" und kauert sich anschließend in den Lüftungsschacht. Walgesänge und ein Gong locken die Taucherin Susanne Kromer hervor. Schwerelos schwebt sie zu den Klängen von Richard Wagner im Wasser, während die Sängerin den Liebestod der Isolde stirbt. Blutrotes Licht flammt auf. In blutbefleckten weißen Overalls trommelt martialisch die Percussion-Gruppe "Banda Maracatu" auf Mülltonnen, Treppengeländern und der Balustrade. Das Industriezeitalter ist angebrochen und die Messer- und Feilenfabrik Dick ist wieder auferstanden. Unter dem projizierten ehemaligen Werbeplakat der Firma lauscht mit gesenktem Kopf der stille Engel dem Choral aus der "Matthäuspassion" von Bach. Schrill kreischend, die Silben ausspuckend, beschwört Haas wie eine Furie die sieben Plagen. Mit blitzenden Augen fixiert die Künstlerin die Zuschauer auf der Galerie. Sie singt gegen das stetige Stimmengemurmel des Laufpublikums an. Äolsröhren erfüllen mit ihrem sirrenden Ton die Luft. Der schwarze Engel erscheint im Aufzug. Eindrucksvoll halten die von Christoph Haas geschwungenen biegsamen Rohre mit der ausdrucksstarken und nuancenreichen Stimme von Stephanie Haas bei "De Angelis" von Hildegard von Bingen Zwiesprache. "Die Mondnacht" von Joseph von Eichendorff bricht mit ihrem violetten Licht herein. Der Engel friert, während der Wind nicht nur um das Dick, sondern auch aus den Lautsprechern pfeift. "Guten Abend, gute Nacht", zärtlich verabschiedet Haas mit dem "Wiegenlied" von Brahms das begeisterte Publikum."      Sabine Försterling, Stuttgarter Zeitung

 

"Herzkasper" (Irrlicht-Theater Stuttgart)

 
 

"Nacht der Utopien" (Schloss Monrepos)